"Man kann nämlich nicht physikalisch-statische Gesetze auf lebende Körper anwenden, die eine Eigenkraft in sich haben. ...

Sie (die Pferde) schenken uns freudig ihre Kraft, wenn wir klug und geschickt genug sind, ihren guten Willen mit dem unserigen gleichzuschalten, ihn einzuwickeln und zu gewinnen.

Betrachtet ihr die Zeichnung die er kritisiert, erkennen wir dort eine Haltung die heutzutage gerne angestrebt wird. Er "warnt" aber davor und stellt dieser zu tiefen Haltung die Selbsthaltung des Pferdes gegenüber!

Anlehnung und Beizäumung dürfen niemals durch Rückwärtswirken der Hände und durch gewaltsames Einzwängen von Hals und Kopf erstrebt werden. Sie müssen das Ergebnis des Nachschubes der Hinterbeine gegen die aushaltende Hand sein. 

Das Hinterbein unter den Schwerpunkt fußen zu lassen, soll dem Pferd ermöglichen sich zu tragen. Lernt es dann auch noch sich in seinen Gelenken der Hinterbeine zu beugen, soll dadurch vermehrt Tragkraft entstehen, um den Brustkorb zu tragen und die Vorhand zu entlasten. Durch diese Gedanken alleine bilden wir aber nur die Tätigkeit der Hinterbeine aus. Die Vorderbeine sollen bei diesem Bild nur entlastet werden. 

Wie soll aber ein Vierbeiner, dessen gesamter Bewegungsablauf auf vier Beine spezialisiert ist, mit ausgebildeten Hinterbeinen eine Last auf seinen Rücken besser tragen?

"Die alten Meister der Reitkunst hatten die Auffassung, dass ein Pferd von Natur aus nicht im Gleichgewicht sein könne, weil die Vorhand mit etwa 5/9 und die Hinterhand mit 4/9 des gesamten Körpergewichtes belastet ist. Sie zogen daraus den Schluss, dass in der Reitkunst alles getan werden müsste, um die Vorhand auf Kosten der Hinterhand zu entlasten. Ihr Ziel war, alle vier Füße mit dem „gleichen Gewicht“ zu belasten; es sollte durch die Versammlung - Aufrichtung des Halses, Heranholen der Hinterbeine unter den Körper und Hankenbiegung - erreicht werden.

Die kritiklose Befolgung dieser Lehre durch Jahrhunderte hindurch führte zu grotesken Verbiegungen von Reiter und Pferd. ...

Schauen wir nochmal bei M.Strick finden wir folgende Definition:

"Losgelassenheit beinhaltet nicht nur die Fähigkeit zu völligem Abspannen der Muskulatur, sondern auch das schwierigere Gegenteil: die dem Pferd höchstmögliche Anspannung seiner Kräfte - und beides bei jeder ihm abverlangten Leistung! Das heißt, auch bei der geringsten (z.B. in seinem natürlichen Trab) muss das ununterbrochen im Sekundentakt wechselnde An- und Abspannen der Muskeln mir der Regelmäßigkeit eines Uhrpendels erfolgen und ist sowohl Voraussetzung wie auch Garantie für den geregelten Takt seines Ganges.“

„Dieser Kernsatz lässt einmal mehr die Bedeutung einer tätigen, losgelassenen, über die gesamte Wirbelreihe laufenden Muskulatur erkennen:

„Vorwärts-abwärts oder Aufrichtung“ - zu diesem Thema referierten Bent Branderup und Christin Krischke im Rahmen eines Themenseminars am Gestüt Moorhof in Lüdinghausen.

Wir hörten eine durchaus berechtigte Kritik an einem Ausbildungselement, welches heute leider auch schon nicht mehr im Detail verstanden wird. Wir finden, sie macht uns Reiter berechtigt aufmerksam genauer hinzuschauen und hinzufühlen. Wollen wir dieses Element verwenden, müssen wir Zusammenhänge verstehen! Der Gedanke „Kopf runter, das holt mir den Rücken schon hoch“, sollten wir einmal genauer durchdenken!

Wir - Friederike Uhlig und Lisei Müller-Sturmhöfel - waren am vergangenen Wochenende in Lüdinghausen beim Themenseminar "Vorwärts-Abwärts oder Aufrichtung". Wir werden Euch auch noch einen Bericht schreiben - vorab gibt es zu diesem Thema dieses interessante Video. Ab Minute 5:40 sehen wir ein Interview und eine Demonstration mit Dr. Gerd Heuschmann. Denn ein Fazit geben wir Euch vorab: es ging im Einzelnen auch nicht contra Vorwärts-Abwärts. Es ging vielmehr um die Fehler die hierbei entstehen können und auch leider vielerorts gemacht werden! Alle weiteren Unterschiede, die andere Ausbildungsphilosophien sehen, sind begründet im Aufbau der Ausbildung des Pferdes - und hier im Themenseminar war auch wiedermal das Thema "Biegung - wann und wie" sofort präsent. Wir würden aus eigener Erfahrung sagen, dass da heraus viele Unterschiede entstehen!