Wir wünschen uns eine gewisse Qualität des Zusammenlebens mit unseren Tieren. Sei es Hund oder Katze oder eben das Pferd, wo der Mensch sogar mehr möchte als nur seine Gesellschaft - er möchte es gerne Reiten. Viele Differenzen zwischen Mensch und Tier haben ihren Ursprung in dieser grundlegenden Basis. Es ist ein Thema wo wir eine bewusste Entscheidung treffen sollten. Tun wir das nicht, ist es sehr oft der Grund für die Disharmonien die wir fühlen. Schauen wir einmal genauer hin.
Wir haben ein Idealbild, wie ein braves folgsames Tier sich verhält. Es soll aufmerksam sein und auf kleinste Signale reagieren. Dann empfinden wir unsere Kommunikation mit dem Tier als fein.
Entspricht es diesem Wunsch nicht, deuten wir dieses Verhalten. Es hat "das Signal" oder "die Hilfe" nicht erkannt. Wir werten es: kommt es meinem Wunsch nach, ist es positiv. Reagiert es nicht, deuten wir dieses Verhalten negativ. Wir werden dann versuchen unseren Wunsch zu verstärken, dass wir das gezeigte Verhalten des Tieres in die Richtung bewegen, die wir möchten. Je nach Methode wird hier anders verfahren. Aber allein durch die Wertung entsteht ein Druck zwischen mir und dem Tier, denn der Mensch will ja zu seinem gewünschten Ergebnis kommen. Wie wir diese Wertung dann umsetzen, um dem Tier weiterhin klar zu machen, dass ich eine andere Reaktion wünsche, hängt von der gewählten Methode ab.
Das entscheidende ist, dass ich eine Konditionierung nicht als Basis meiner Kommunikation nehmen sollte. Denn egal welche Methode wir im Detail anwenden: Konditionierung ist eine Einbahn Kommunikation. Unerwünschtes Verhalten wird entweder bestraft oder ignoriert. Die Reaktionen des Tieres sollen sich nur in dem gewünschten Rahmen bewegen. Und vor allem unsere innere Wertung und das was in uns geschieht, wie wir darauf reagieren, ist der entscheidende Faktor für die entstehenden Disharmonien. Ein Fehlverhalten jeglicher Art schaukelt sich hoch, weil der Mensch nicht weiß, angemessen und positiv auf unerwünschtes Verhalten zu reagieren. Hier kommen wir mit ignorieren oder bestrafen meist nicht weit.
Es gilt einen Ansatz zu finden, der diese Einbahnstraße der Kommunikation öffnet. Ich muss also einen Schritt vorweg schalten damit ich dauerhaft zu einer feinen Kommunikation finde. Und da heißt das Ziel : echtes Vertrauen aufbauen. Vertrauen bekomme ich wenn das Tier merkt, es darf kommunizieren wie es sich fühlt. Ich als Mensch nehme das wahr und kann darauf kompetent reagieren. So findet das Tier zurück zu seinem Wohlbefinden durch die Kommunikation mit mir als Mensch. Dann entsteht eine echte Basis für eine harmonische Partnerschaft.
Für mich persönlich bedeutet Führen Verantwortung. Als Führungskraft eines Teams in meinem Hauptberuf lebe ich diese Definition, welche ich auch beim Zusammensein mit Tieren habe. Ich als Mensch bin verantwortlich ein Umfeld zu kreieren, wo eine offene Kommunikation möglich ist und sich beide, Mensch und Tier, entwickeln können. Es ist Raum für Ideen und Kritik, Mitsprachemöglichkeit und Entscheidungsteilhabe , auch für das Tier. Ich lebe eine Kultur von gegenseitigem Respekt. Kontrolle und Kommandos haben keinen Raum in einer Kultur von Freiheit und Vertrauen.
Wie definierst und lebst du Führung in deinem Zusammensein mit Tieren?