Ich entschied mich nach dem Abitur nach einem der begehrten Studienplätze für BWL in Hamburg für einen Wechsel an die Veterinärmedizinische Universität in Wien für den Fachbereich Pferdewissenschaften: Trainingslehre, Ernährungslehre, Gesundheitsmanagement und Übungen direkt in der Klinik für Pferde – ein eklatanter Unterschied im Lehr-Schwerpunkt zu vielen anderen Pferdewissenschafts-Studiengängen an Agrar- oder Business-Hochschulen. Seitdem bin ich Bachelor of Equine Scienceund mein Enthusiasmus ist ungebrochen, die vielfältigsten Meinungen zur Pferdeausbildung zu hinterfragen. Mein Ansporn ist die Spreu vom Weizen zu Trennen, zu erkennen was wirklich Fachwissen ist und welche Methode zu welchen Ergebnissen führt. Denn ich denke, dass das für den Reiter heutzutage am schwierigsten ist. Zu erkennen, welches Training bei seinem Pferd zu einer langfristigen Verbesserung führt.
Bis zum Abitur begleiteten mich verschiedene Reitlehrer, u.a.: Martina Nerger – Schülerin von Helmut Beck-Broichsitter - mit dem Schwerpunkt der klassischen Reitlehre im Sinne der HDV12. Helmut Beck-Broichsitter mit seinem Motto „System statt Gewalt“ und seiner Lippizaner-Reitschule in Heist bei Hamburg. Stefanie Staudinger als Co-Trainerin von Bent Branderup.
Nach dem Studium absolvierte ich unterschiedliche internationale Praktika bei verschiedensten Trainern:
Als Studentin in Wien und ehemalige Schülerin von Helmut Beck-Broichsitter war es natürlich klar, dass ich ein Praktikum bei Johann Riegler in Sulz im Wienerwald wählte und verbrachte ein viermonatiges Praktikum im Dressurzentrum St. Lukas bei dem ehemaligen Bereiter der spanischen Hofreitschule Wien. Ich erhielt einen vielfältigen Einblick in seine Arbeit und Ausbildung.
Die akademische Reitkunst lernte ich schon 2001 kennen durch Stefanie Staudinger. Im Dezember 2012 absolvierte ich für die Zeit von 3 Monaten und im Jahr darauf für ganze 8 Monate ein Praktikum bei Bent Branderup in Dänemark. 2014 bestand ich den Longen- und Bodenarbeitstest sowie die gerittene Prüfung. Dazwischen verbrachte ich den Spätherbst bis ins Neue Jahr hinein in Belgien bei Bent Branderup Trainer Jossy Reynvoet– ein Spezialist für die gebisslose Ausbildung von Pferden und die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd via Körpersprache.
Seit 2014 begleitet mich mein Nachwuchspferd. Ich setzte mich sehr intensiv mit der Frage des idealen Zeitpunktes der Biegung und der systematischen Aufbauarbeit eines Jungpferdes auseinander. Die junge Stute und meine Ausbildung zum OsteoConceptCoach war also auch der Grund dafür, dass ich mich wieder mit der Jungpferdeausbildung im Remontestil nach der HDV12 beschäftigte. Schon durch meinen vorherigen Reitlehrer Helmut Beck-Broichsitter mit seinem „System statt Gewalt“ war mir die Reitlehre in ihrer klassischen Form in positiver Erinnerung.
Aber was nun einmal beim Reiten zählt ist die Praxis und so suchte ich Dr. med.vet. Gerd Heuschmann auf – ein leidenschaftlicher Vertreter der Reitlehre nach der HDV12 und Biomechanikexperte. Ich besuchte die Trainingstage mit Gerd Heuschmann im Herrenhaus Borghorst bei Kiel. Zusätzlich bin ich für Trainingseinheiten zu ihm nach Münster gefahren.
Anfang 2017 bildete ich mich an der Fachschule für Pferdetherapie von Barbara Welter-Böller zum Osteo Concept Coach weiter. Das System vom Osteo Concept Coach ist durchdacht, plausibel und einfach überzeugend.
Nachdem ich lange Zeit meinen Kopf mit Wissen fütterte, begann ich mehr mit dem Herzen zu fragen. Ich bin dabei auf James French und Shelley Slingo mit ihrer Trust Technique® gestoßen. Ihre Message of Trust hat mich tief berührt und so wurde ich TT Video Course Member. Im März 2022 habe ich die Ausbildung zum Trust Technique Practicioner begonnen.
Für mich bedeutet im Jahr 2022 sich mit Pferden als Hobby zu beschäftigen, ein neues zeitgemäßes Mind Set zu entwickeln. Wir sollten Tiere als fühlende empfindsame Individuen anerkennen und entsprechend unsere Art wie wir mit ihnen kommunizieren überdenken. Anstatt sie zu gehorsamen Objekten zu erniedrigend dürfen wir in diesem Zeitalter ihre Intelligenz und Empfindsamkeit anerkennen und ihnen Raum geben diese auszudrücken. Es ist an der Zeit dass wir Menschen unsere Einstellungen überdenken und uns mit zeitgemäßen Methoden beschäftigen die uns helfen Tiere so zu sehen.
Aus dieser Sichtweise heraus bekommt für mich das Hobby Pferd auch einen Sinn. Warum sollen wir in unserer Freizeit einem Hobby nachgehen, worin wir uns schulen jemand anderen zu dressieren? Wir tun also nicht nur unserem Pferd einen riesen Gefallen sondern auch unseren Mitmenschen, wenn wir lernen uns gegenseitig als lebendige Subjekte anzuerkennen und unsere Kommunikation fühlender gestalten.
Diese Tiere tun so viel für ihren Menschen. Trau dich hinzuschauen und hinzufühlen. Und entscheide dich FÜR dein Pferd.